1. |
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auf der suche nach wahrheit
wie es wirklich ist
findet man endlich klarheit
bis man sie wieder vergisst
wir falln' in tiefe löcher
und klettern wieder hinauf
und die sonne geht unter
und die sonne geht auf
wir hängen dinge an große glocken
wir pfeifen töne in den wind
und wundern uns am morgen
warum wir noch nicht
angekommen sind
denn woanders ist auch immer
nur ein weiteres hier
und immer viel zu viel die andern
immer viel zu wenig wir
aber nur weils uns nicht gut geht
heißt das nicht es geht uns schlecht
nur weil alle anderen reden
heißt das nicht sie haben recht
wir sind lange schon auf reisen
und kommen immer nur so weit
wie die ideen uns tragen
wie der mangel uns treibt
vowärts ist keine richtung
aber alle rennen mit
das hier ist nicht el dorado
das ist nur ein kleiner schritt
rückwärts ist keine richtung
aber alle schaun zurück
das hier ist nicht gotham city
das ist nur ein kleines stück
und die sonne geht unter
und die sonne geht auf
wir klettern löcher hinunter
und fallen wieder hinauf
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2. |
Teesatz
03:50
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meine freunde und ich und ein paar andere
wir sind der teesatz unsrer zeit
meine freunde fallen um und auseinander
sie tun sich schwer und tun sich leid
würzburg hat sein zweites studium abgebrochen
köln seh ich so gut wie nie
berlin hat keine ahnung wo es hin will
und hamburg ist in therapie
und wenn morgen aus uns allen nichts geworden ist
wirds wohl irgendwie so sein
meine freunde und ich
und ein paar andere
wenigstens sind wir nicht allein
leipzig hat versucht von seiner kunst zu leben
es hat nicht wirklich funktioniert
und münchen ist verliebt in bargteheide
leider ist des kompliziert
und wenn morgen aus uns allen nichts geworden ist
wirds wohl irgendwie so sein
meine freunde und ich
und ein paar andere
wenigstens sind wir nicht allein
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3. |
Mind the Gap
04:23
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ich such mir
meine freunde
im fahrstuhl
und nähe
in der
straßenbahn
ich glaub mich zu bewegen
doch werd ich transportiert
auf betonierten wegen
hab ich mich verirrt
und die u-bahn kommt
alle drei minuten
denk ich dies und das
und alle paar minuten
fehlt mir irgendwas
ich singe nicht mehr
für die anderen
außer zum geburtstag
ich rede nicht mehr
mit den anderen
außer zum gespräch
und die u-bahn kommt
alle paar minuten
und die u-bahn hält
was sie verspricht
und alles was sie uns
mitgegeben haben
ist
ausstieg in fahrtrichtung links
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4. |
Was wir anders wollten
03:54
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hab ich meine unschuld verloren
oder an schuldigkeit gewonnen
hat man mir die schwere gegeben
oder die
leichtigkeit genommen
warum weicht das grün hinter den ohren
einem grau in meinem blick
wann ist der übermut gegangen
wann kommt die leidenschaft zurück
du fliegst bis du segelst
du segelst bis du fällst
und wenn ich jetzt die alten steine werfe
treffen sie mich selbst
hab ich mir nicht irgendwann geschworen
bis hierher und weiter nicht
ist das meine stimme die da redet
oder die
routine die da spricht
und wenn das hier alles nicht mehr leuchtet
wenn das hier alles nicht mehr kickt
bleib nur die glut in meinem bauch
und eine uhr die nicht mehr tickt
dir fehlt was du verschleuderst
dir bleibt was du behältst
und wenn ich jetzt die alten steine werfe
treffen sie mich selbst
und das alte lied in meinen ohren
wirft mich schon lang nicht mehr zurück
die nostalgie klatscht applaus
das spröde herz kommt nicht mehr mit
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5. |
Oh Bartleby
03:49
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irgendwer hat versucht
mit leuchtenden augen
und milch im gesicht
herz ohne gewicht
auf der stelle zu gehen
irgendwer hat versucht
alles runde zu meiden
und mit geschickt
alle kanten im blick
sich im achteck zu drehen
irgendwer hat versucht
keine uhr mehr zu tragen
nur ein er und ein nacktes handgelenk
am rande der zeit
irgendwer hat versucht
durch den alltag zu reisen
der weg ins büro
ist sowieso
so fürchterlich weit
und alle haben sie gezweifelt
und über ihn gelacht
irgendwer hat versucht
sich nicht zu verbergen
im weltall zu leben
und klingonisch zu reden
ohne sich zu genieren
sein alter hat irgendwer
ganz einfach vergessen
bloß nicht alt, nicht zu jung
noch immer in schwung
und kein ruf zu verlieren
irgendwer hat versucht
gelassen zu bleiben
den zeitgeist im nacken
den tod auf den fersen
zu ignorieren
irgendwer hat versucht
ein niemand zu werden
von namen befreit
nun endlich bereit
rumzuexistieren
und alle haben sie gezweifelt
und über ihn gelacht
um dann auf ihn zu hoffen
auf irgendwen zu hoffen
ganz heimlich
in der nacht
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6. |
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es scheint der regen fällt heut
langsamer als sonst
sie findet sich am boden
zwischen kuchen und ballons
hebt sie die finger in die luft
als gäbs dort irgendwas zu spüren
sie tastet nach was neuem
versucht was alt ist zu verlieren
ein tag wie jeder andere
allein für dich mein herz
ein tag wie jeder andere
allein für dich mein herz
ihre schultern zucken
auf die fragen die sie stellt
ihr bauch formt einen gedanken
hofft dass er bis morgen hält
denn ihre hände
wollen irgendwas kaputt machen
oder irgendwas bauen
doch ihre lungenflügel atmen
nur den luftleeren raum
ein tag wie jeder andere
allein für dich mein herz
ein tag wie jeder andere
allein für dich mein herz
es fehlen nur noch ein paar runden
bevor der konjunktiv gewinnt
nur noch ein paar sekunden
und heut wär wieder nur ein
tag wie jeder andere
allein für dich mein herz
tag wie jeder andere
allein für dich mein herz
tag wie jeder andere
allein für dich mein herz
ein tag wie jeder andere
ein tag wie jeder ander
ein tag wie jeder andere
wie jede woche jedes jahr
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7. |
Wände
03:07
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du kamst für den strand
unter den füßen
und gingst mit sand in den schuhen
die zukunft in deinem blick
kam in der gegenwart zu ruhen
du rennst erst im kreis und dann gegen
dieses leben aus beton
und dein mut baut sich
ein fahrrad aus zweifel
und fährt darauf davon
lass dir vom rausch nur
die sinne betörn'
und vom kater danach dann
das leben erklärn'
deine augen sprechen bände
deine narben ein bücherregal
doch du läufst weiter gegen wände
nur noch wände überall
es läuft sich ganz gut
mit gebrochenen beinen
ein gebrochener wille
schlägt dich zu brei
auf deinem weg
zwischen stöcken und steinen
hast du was verlorn'
und es fehlt überall
es kämpft sich ganz gut
mit gebrochenen armen
ein gebrochener wille
schlägt dich zu brei
man könnte meinen
du hast deinen willen
nicht mehr dabei
und ich auf meiner insel
in diesem meer aus allem was kommt
doch meine angst baut sich
ein u-boot aus neugier
und taucht darin davon
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8. |
Milchglas
04:09
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manchmal seh ich einen baum
nur als ein stück holz
kann ich meinen augen noch traun'
und manchmal
seh ich einen tag sonne
nur als heiße luft
ein hoch über den dächern
bis es irgendwo verpufft
und all die fleißigen gedanken
richten mehr an als sie begreifen können
sie kochen über irgendwann
ist ein ziel, das ich erreiche
ein ziel, das ich verlier
man kann nur mittelmäßig malen
auf einem vollen blatt papier
ich war immer bergsteiger
doch dieses land ist scheiße eben
bau ich einen berg
oder lern ich hier zu leben
was weiß ich denn schon
und all die fleißigen gedanken
richten mehr an als sie begreifen können
sie kochen über irgendwann
diese wüste ist nur sandpapier
und dieser abend ist nur viel zu wenig licht
diese stadt ist nur ein schutzschild
und mehr nicht
dieser nebel ist nur milchglas
selbst der ozean ist nur ein großer see
und durch diesen kopf pocht
nur der rest einer idee
und all die fleißigen gedanken
richten mehr an
als sie begreifen können
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9. |
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heute ist der tag
an dem ich
verrückterweise wieder nicht verrückt wurde
heute ist der tag
an dem ich
bedrückterweise hilflos durch die straßen irrte
und all die menschenhände
sie tragen gegenstände
durch all die häuserwände
irgendwo hin
aber keiner trägt den sinn
heute ist der tag
an dem ich
zu müde war um aufzustehen und
heute ist der tag
and dem ich
mich aufraffte doch noch wieder raus zu gehen
und alle die menschenhände
sie trugen gegenstände
durch all die häuserwände überall hin
aber keiner trug den sinn
all die traurigen maschinen
vor der tür
laufen weiter und weiter
was auch immer sie aufzieht
sie tanzen ihr ballett
aus eisen
genau wie wir
auch meine menschenhände
sie tragen gegenstände
durch all die häuserwände
nirgendwo hin
und ich seh beschissen müde aus dabei
aber frag nicht nach dem sinn
denn heute war der tag
an dem ich
verrückterweise
wieder nicht verrückt wurde
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10. |
Nichtgeschwindigkeit
03:23
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wir stehen nicht still
wir bewegen uns nur
mit nichtgeschwindigkeit
nur keine eile
nur keine angst
nur keine müdigkeit
nur keine eile
nur keine angst
nur nichtgeschwindigkeit
nein wir kriechen nicht
nein wir
rennen auf allen vieren
nur keine eile
nur keine angst
nur keine müdigkeit
nur keine eile
nur keine angst
nur nichtgeschwindigkeit
nur nichtgeschwindigkeit
nur nichtgeschwindigkeit
nur nichtgeschwindigkeit
nur nicht geschwindigkeit
drüben im park
kacken vögel auf die bänke
wo seit 25 jahren
niemand gesessen hat
hier in der stadt
schmerzen allen die gelenke
weil man die bänke im park
völlig vergessen hat
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11. |
Die Ruhe selbst
05:11
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ich hab die ruhe selbst gefunden
auf reisen irgendwann
in einem snickers in neuseeland
auf einer pizza in amsterdam
ich hab die ruhe selbst gefunden
am tag und in der nacht
ham professoren und idioten
mir die ruhe beigebracht
ich hab die ruhe selbst gefunden
beim sich umeinander drehen
um ein haar in ihrem mundwinkel
war die ruhe klar zu sehen
ich hab die ruhe selbst gefunden
hier in diesem augenblick
in einem satz ohne metapher
wie in momenten ohne glück
ich hab die ruhe selbst gefunden
meistens dann wenn nicht gesucht
und wann immer sie nicht da war
hab ich die ruhe selbst verflucht
ich hab die ruhe selbst gefunden
für einen kurzen augenblick
doch dann rannten mir die füße
davon
die ruhe blieb zurück
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12. |
Han Solo
04:19
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wovon redet die welt
von allem was brennt
und von
kummer und geld
was verbindet und trennt
mit glas in den augen
und scherben im blick
mit löchern im glauben
und rissen im glück
steh ich betrunken hier
mitten im licht
den finger am abzug
aber nicht heute
heute nicht
halt einen augenblick ein
bevor ich ganz verschwinde
und erklär mir irgendwer
all das zeug
mit dem ich nichts verbinde
ich möchte das tragen
nur ich und mein wahn
will mich nie wieder fragen
was hätte han solo getan
und scheiß auf die helden
weil sowieso niemand so ist
wie das alle erzählen
ein held ist wer niemals vergisst:
wir stehen alle betrunken hier
mitten im nichts
die buxe nass
aber füllen es auf
mit irgendwas
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Hannes Wittmer // Spaceman Spiff Würzburg, Germany
Früher Spaceman Spiff, heute Hannes Wittmer. Mache Musik, nehme gelegentlich Podcasts auf und schreibe Essays.
Alles hier auf meiner Homepage zu finden:
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